Gorilla Glas

giulia.spider

New Member
Hallo,
ich habe einige China Mobiles mit sogenanntem Gorilla Glas gekauft (ZOPO 980, 990, Jiayu G3/T, Huawei) und ich habe dazu folgende Frage: wie erkenne ich ob es wirklich Gorilla Glas ist? Die Oberfläche ist eher weich, plastik und macht nicht den Eindruck dass damit Nüsse geknackt werden können (wie im Jiayu Youtube Video). Iphone oder Samsung S4 machen im Drucktest einen viel härteren und stabilen Eindruck als eben obige Modelle. Ist das alles nur Fake?
 

Vantaa

Active Member
Ich habe mal ein paar Fakten mit Hilfe von Tante Google zusammengestellt.

Zur Bezeichnung
Gorilla Glas ist nur ein geschützter Markenname des Herstellers Corning.
Gläser mit ähnlichen Eigenschaften gibt es auch von anderen Herstellern unter anderem von Schott.

Zum Glas selbst
Das Glas ist zwischen 0,7 und 2 mm Dick und besteht aus Alkali-Aluminiumsilikat (Alumosilikatglas)
Ich übersetze die technischen Daten etwas. Es hat so gut wie keine Temperaturausdehnung.
Das Glas ist weniger spröde als normales Glas und wird damit eine punktformige Belastung durch einen Sturz wesentlich besser überstehen.
Außerdem hat eine wesentlich größere Oberflächenhärte (Vickers-Härte) als normales Glas.

http://www.corning.com/docs/specialtymaterials/pisheets/PI2317.pdf
 

StardustOne

Well-Known Member
Kratz- aber nicht bruchfest :). Alles in Allem eine gute Sache.

Und nachdem ich es geschafft hatte mein Galaxy Nexus zu zerkratzen (keine Schlüssel im Spiel), will ich nix anderes mehr für mein Phone ausser es ist genauso gut wie Gorilla Glass.

Die Aufteilung in Gorilla Glass, Gorilla Glass 2 und Gorilla Glass 3 find ich noch interessant, denn nicht überall wo Gorilla Glass drauf steht ist auch das Selbe Glas dran.

Ein Kollege von mir hat mein Mlais MX58 Phone mit Gorilla Glass 3 ebenfalls geschrottet, so kratzfest es auch sein mag, kaputt bringt man es leider doch relativ einfach.
 

thor2001

Well-Known Member
Gorilla Glas ist eben ein (chemisch) vorgespanntes Glas.
Das Glas mit einer Dicke zwischen 0,7 und 2 mm zeichnet sich durch eine hohe Bruch- und Kratzfestigkeit aus. Dies wird erreicht, indem durch einen Ionenaustauschprozess in einer etwa 400 °C heißen alkalischen Salzschmelze in den oberflächennahen Glasschichten Druckspannungen eingebracht werden, die ein Risswachstum erschweren.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gorilla_Glass
Dies ist gut gegen Kratzer, rächt sich aber bei Stößen auf die Kanten, da sich im schlimmsten Fall die Kräfte/Spannungen addieren.

Im Prinzip kann man eigentlich festhalten, dass außer von Glaszusammensetzung sich von Gorilla Glas 1 zu 3 nur die Materialstärken verringert haben.

Der Vergleich mit den Autoscheiben ist nicht verkehrt, obgleich da meist auch noch Folien eingebracht werden, die die (Bruch)Eigenschaften veränderen.

Immer größerwerdende Displaydiagonalen sind auch nicht förderlich.
Je mehr Fläche, desto mehr Fehlstellen umso mehr mögliche (Kraft)Angriffspunte.

Gibt aber noch zig andere Hersteller, z.B. Dragontail (von Asahi), Xensation Cover (Schott) und noch einige weniger bekannte gehärtete (besser gesagt vorgespannte) Glassorten.

Aktuellstes Beispiel für Glasprobleme:
Das "elastische" Glas des LG Flex hat z.B. auch komische Druckstellen.
Dies zeigt, das geformtes Glas noch anfälliger ist.
http://bgr.com/2014/01/16/lg-g-flex-display-bump-defect/

Grüße
 
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guesa

Well-Known Member
Genau! thor...es ist chemisch vorgespannt....Autoscheiben sind thermisch vorgepannt. Die Vorspannung bewirkt in beiden Fällen eine höhere Oberflächenhärte gegen Kratzer und eben auch eine deutlich höhere Biegefestigkeit Letztere Eigenschaft hat den Vorteil, dass man das Phoneglas nicht so leicht brechen kann, wenn man es in der Hosentasche hat. Der Vorteil von vorgespanten Gläsern ist zudem ihre höhere Beständigkeit gegen Temparaturwechseln.Die Druckzone aussen und die Zugzone innen sind über den Querschnitt im Gleichgewicht...solange das Glas nicht an der schmalen Seite einen Stoss bekommt.

(Autoscheiben haben die Folie in der Mitte praktisch nur aus Sicherheitsgründen, damit die Glassplitter im Falle eines Falles daran kleben bleiben und niemanden verletzen. Meist besteht nur due Windschutzscheibe aus Verbundsicherheitsglas, die Seitenscheiben nicht, die sind aus einfachen vorgespannten Gläsern, meinetwegen auch "Gorillagläsern")
 

thor2001

Well-Known Member
Sehr guter, fachlicher Beitrag.

Das mit der Hosentasche ist mir aber nicht ganz klar.
Deinem Beitrag nach dürfte das Telefon bei einer (gleichmäßigen) Biege-Beanspruchung z.B. in einer Hosentasche nicht brechen, da dies kein stoßförmiger Belastungsverlauf ist?

Ich denke, dass eine geringe Spannungsspitze einer Biegung durchaus ein gehärtetes Smartphone-Glas brechen lassen kann, wenn man es in der Hosentasche hat.

Gab es nicht sogar einmal ein paar Fälle/Chargen, wo vorgespanntes Smartphone-Glas ohne jegliche Fremdeinwirklung brach, nur durch Eigenspannungen? (Samsung Galaxy S3 oder so)

Ich habs zwar noch nicht probiert, aber klingt für mich etwas widersprüchlich.

Bitte um kurze Aufklärung.

Danke

Grüße

...eine deutlich höhere Biegefestigkeit Letztere Eigenschaft hat den Vorteil, dass man das Phoneglas nicht so leicht brechen kann, wenn man es in der Hosentasche hat. Der Vorteil von vorgespanten Gläsern ist zudem ihre höhere Beständigkeit gegen Temparaturwechseln.Die Druckzone aussen und die Zugzone innen sind über den Querschnitt im Gleichgewicht...solange das Glas nicht an der schmalen Seite einen Stoss bekommt.
 
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Vantaa

Active Member
Chemisch vorgespanntes Glas verhält sich ähnlich wie oberflächengehärter Stahl. Ein nitrierter Stahl weist eine sehr hohe Oberflächenhärte auf und ist aber weiterhin unempfindlich gegen Biegespannung oder Stöße.

Daten von Corning
Die Dicke der oberflächlich gehärteten Schicht beim Gorilla Glas 0,1mm (100µm), Die Schichtdicke wird durch die Dauer des Prozesses bestimmt.
Die Druckspannung in dieser Schicht >800 GPa . Darunter ist das Glas elastischer.
Das Elastizätsmodul von 73 GPa liegt im Bereich von Alu.
Die Schlagfestigkeit erhöht sich um das 5-10 fache gegenüber unbehandelten Glas. Die Prüfung erfolgt mit einer Stahlkugel (150,7g aus 1m). Was auch immer da bestimmt wird.
Das Glas vom Handy verkraftet demnach einen Stoß oder Fall mit der fünffachen Kraft unter sonst gleichen Bedingungen.

Die Vickershärte wird mit einen Diamenten mit einer bestimmten Geometrie gemessen und aus der Eindringtiefe ein Wert berechnet. Hier ist der Prüfdruck 200g . berechneter Wert 622 kgf/mm² unbehandelt, 701 kgf/mm² behandelt.
Quarz ( Sand) , Korund (Schleifscheibe) und natürlich Diamant sind Härter und können daher die Oberfläche zerkratzen.

Auch die Geometrie des Glases bestimmt die Bruchsicherheit des Glases. Ein gerundetes Glas ohne Ausbrüche für Taster oder Sensoren oder ähnliches ist sicherlich
bei einen Sturz bruchsicherer , als ein Glas mit Ausbrüchen.

Edit Hier noch eine Dissertation über mechanische Glaskennwerte http://d-nb.info/967176123/34
 
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guesa

Well-Known Member
@thor2001 .wir müssen dabei immer im Auge behalten, womit wir vergleichen und über welche Glasdicken wir hier reden. Hättest du zwei dünne Glasplättchen, eines aus normalem Glas, eines aus Gorillaglas mit gleicher Materialstärke vor dir liegen, könntest du folgendes feststellen:

Nimmst du das normale Glas in die Hand, könntest du es brechen, wie ein eine Tafel Schokolade. Nimmst du das Gorilla Glas in die Hand, könntest du es über eine gewisse Wegstrecke erst mal biegen, bis es dann natürlich auch bricht. Dieser Unterschied macht es aus.

Das Problem der chemisch vorgespannten Gläser ist, dass dabei die Vorspannung durch einen Ionenaustausch an der Oberfläche im my-Bereich erfolgt. Kleinere Ionen, werden durch grössere ersetzt. Da diese Längenänderung nur in der äusseren Glasschicht erfolgt, die inneren glasschichten diese also nicht mitmacchen, entsteht die Spannung im Glas. Die Gefahr dabei ist eher praktisch. Hat dieser Ionenaustausch im MICRO-BEREICH z.B. produktionsbedingt irgendeine Fehlstellen, kan es zu solchen Fehlern wie bei den Samsungs kommen.

Diese Anfälligkeit hat thermisch vorgespanntes Glas nicht in dem Masse.

In der Hosentasche macht sich das Gorilla Glas einfach deshab besser, weil es einfach besser die Biegungen des gesamten Gerätes aushält, als gleich dickes normalglas, welches einfach schneller bricht. Oder anders: Das phone mit normalglas, bei gleichen Festigkeitseigenschaften wird dicker und schwerer sein müssen, als bei Gorilla glas.
Ein Inew V3 wäre wahrscheinlich so dünn und leicht gar nicht mit normalem Glas herzustellen.
 
O

Ora

Guest
Ihr habt eine interessante Diskussion hier, aber auf die Frage des Threat-Stellers zurück zu kommen, wie kann ich den zielsicher feststellen, dass ein Handy ein spezial (Gorilla) Glas hat, egal ob Gorilla oder Gorilla2? Ohne es auszubauen oder einen Kratztest durchzuführen?
Früher gab es mal den "Lippentest" aber der müsste ja auch bei normalen Glas funktionieren.
 

Vantaa

Active Member
Da ein "Härtetest" unerwünscht ist, bleibt der nur geringfügig geänderte Brechungsindex, der hier für eine Wellenlänge von 633nm (gelb ins rot übergehend) angegeben ist.

THEORIE und PRAXIS
Die Messung ist wenig praktikabel und muss mit einer Genauigkeit von etwa ein zehntel Grad erfolgen. Vorher sollte das Licht polarisiert werden, damit die Reflexion über den Grenzwinkel besser sichtbar wird oder die Versuchsdurchführung sollte mit einem roten Laser erfolgen..

Brechungsindex; gehärtete Glasfläche= 1,5114
Brechungsindex, ungehärtete Glasfläche=1,5031
Nun kommt hinzu , dass man die Brechungseigenschaft eines "Nicht Gorilla Glases" nicht kennt. Ein härteres Glas besitzt aber im Allgemeinen eine größeren Brechungsindesx.

Bei 33,49° zur Tischebene / Glasebene tritt eine Teilreflektion ein (gehärtetes Glas)
Bei 33,64° zur Tischebene / Glasebene tritt eine Teilreflektion ein

Es werden aber bei normalen Licht nur ca 10% reflektiert. Ein Optiker kann sicherlich mehr dazu berichten.

Komme dann mal auf die sensiblen Lippen zurück (lach)
Hoffentlich gibt es bessere Ideen.
 

ColonelZap

Administrator
Teammitglied
Das sehe ich auch so. Aber: Gibt es überhaupt noch "normales" Glas? Oder ist alles das, was sich nach Glas anfühlt, eventuell gehärtetes Glas, was auch immer für eine Art? Den Unterschied zwischen Plastik und Glas kann man ja eventuell gerade noch "erfühlen", aber da hört es nach meiner Meinung nach auf.
 
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thor2001

Well-Known Member
Was ist denn davon zu halten?


z.B. mit "Dead Pixel Test" Display auf komplett weiss, dann mit passiver 3D-Brille (aus dem Kino) als Polarisationsfilter?

Hab nur ein Note2 und Milestone1 gerade zur Hand und die haben beide Gorilla Glas.
 
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giulia.spider

New Member
Hallo zusammen. Vielen DAnk für die Beiträge. Ist ein wirklich spannendes Thema. Ein Kunde von mir hat den Daumentest gemacht. Er stellt mit dem DAumen fest, ob es Gorillaglas ist. Da beim Jiayu G3 das Glas etwas nachlässt ist es seiner Meinung nach sicher kein Gorillaglas. Naja. Wegen den Nüssen, hier das Video: http://www.gizchina.com/2012/09/06/watch-the-jiayu-g3-smash-walnuts-with-its-screen/. Also eher nicht nachmachen :)
 

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