Phonest, 100% Transparent

E

esverkehrt

Guest
olli2591vor 15 Stunden
Nette Idee, aber das Video präsentiert nicht wirklich Lösungen für das Problem. Das ist jedoch auch wenig überraschend, denn so einfach, wie es das Video machen will, ist die Problematik leider nicht. Die Macht eines Konsumenten ist ziemlich eingeschränkt, wenn in einem Marktsegment alle Hersteller mit den gleichen Produktionsbedingungen arbeiten. Und genau das ist bei Smartphones der Fall. Kaum ein Hersteller hat Überblick über seine Lieferkette, wenn die also behaupten, bei ihnen gäbe es keine Probleme, dann lügen sie. Die einzigen beiden Hersteller, die sich halbwegs um Transparenz bemühen, sind Fairphone und Apple. Dennoch weisen auch diese beiden Mängel bei den Angaben zur Rohstofflieferkette auf. Das Fairphone ist technisch sehr schlecht und Apples Geräte sind teuer – fair kaufen bringt in diesem Marktsegment also derzeit massive Nachteile für den Konsumenten mit sich.

Aber gehen wir einfach mal die fünf Dinge durch, die man angeblich gegen Sklaverei tun kann:

1.Die Macht als Konsument: S.o., diese Macht haben nur solche Leute, die bereit sind, Kompromisse einzugehen, und/oder über ein sattes Budget verfügen. Dies gilt in fast allen im Video dargestellten Marktsegmenten. Falls (fast) alle Hersteller die gleichen Produktionsbedingungen bieten (wie es bei Smartphones der Fall ist), hat der Konsument so gut wie gar keine Macht, außer, er verzichtet komplett.

2. Die Macht als Nachfrager: Ich hoffe, das soll ein schlechter Witz sein. In Zeiten des Social-Media-Einlullens haben sich die meisten Unternehmen darauf spezialisiert, ihre Kundschaft zu belügen und zu besänftigen. Abgesehen davon: Kaum ein Hersteller kann tatsächlich Auskunft über seine Lieferkette geben, oft nicht einmal über die Produktionsbedingungen – es heißt dann immer „uns sind keine Fälle bekannt“ und schon ist der Kunde ruhig. Dieser Punkt ist also völliger Quatsch.

3. Petitionen unterzeichnen: Eine herrlich bequeme Methode, die in etwa so wenig wirksam ist, wie sie bequem ist. Petitionen sind vollkommen nutzlos, solange sie Politiker nicht rechtlich binden (tun sie in Deutschland auf Bundesebene nicht), oder massiv Druck auf Konzerne ausüben (die richten sich lieber nach Verkaufszahlen, statt nach Petitionen – selbst dann, wenn sie Hunderttausende unterzeichnen). Von den genannten Dingen tatsächlich noch das wirkungsvollste, aber im Regelfall auch ohne nennenswerten Effekt – siehe dazu sämtliche Online-Petitionen der letzten Jahre.

4. Die Macht als Spender: Spenden hilft vor allem bei einer Sache – den Status Quo erhalten. Denn gäbe es diese ganzen NGOs nicht, wären die Bedingungen NOCH schlimmer. Aber verbessern tun diese Organisationen sehr wenig, das sollte jedem nach Jahrzehnten der unverändert sklavenartigen Produktionsbedingungen in allerlei Marktsegmenten klar sein. Also ebenfalls eine relativ wirkungslose Sache, wenn es um die VERBESSERUNG der Bedingungen geht, aber immer noch besser als 1 und 2.

5. Für eure Seite zu werben, wird sicherlich keinem einzigen Sklavenarbeiter auf der Welt helfen. Ich finde es richtig peinlich, dass ihr in diese Aufzählung auch noch Eigenwerbung gepackt habt, statt sie ans Ende des Videos, außerhalb der Aufzählung zu verfrachten. Das lässt die gesamte Kampagne so wirken, als solle sie den Machern nur einen Ego-Boost bescheren. Wie ich schon schrieb – peinlich. Also frage ich nun: Wo sind die praktikablen Lösungen? Gut, diese Frage ist total unfair, das Video aber auch völlig nutzlos. Denn wie ich schon eingangs schrieb – dieses Problem ist VIEL zu groß, als dass es vom Konsumenten noch gelöst werden könnte. Dieses Problem kann von unserer Seite aus NUR noch von einer modernen und humanitären Entwicklungspolitik gelöst werden, welche die Produktionsbedingungen in diesen Ländern durch eine Verbesserung der allgemeinen Lebensumstände und Menschenrechtslage automatisch verbessert.

Dummerweise wählen die wenigsten Leute die Parteien, die genau so was im Programm stehen haben. Und da die mächtigsten Wirtschaftsakteure vom derzeitigen Zustand prächtig profitieren, werden diese die Politik auch noch aktiv an einer wirkungsvollen Entwicklungshilfe zu hindern versuchen. Was bleibt also am Ende? Nichts wird sich ändern, jedenfalls so lange nicht, bis diese Produktionsländer sich nicht selbstständig massiv weiterentwickelt haben. Dabei werden ihnen von der westlichen Politik und den o.g. Wirtschaftsakteuren aber auch noch Steine zwischen die Beine geworfen...
 

Ausgelebt

Outfluencer
Interessant, dass sich jemand damit so befasst. Um es etwas zu simplifizieren - solange wir in den Industrienationen unseren Wohlstand halten wollen, werden immer andere Länder/Menschen ausgebeutet werden. Der Konsum und die Gier in Kombination mit der Population ist einfach zu hoch - selbst die Wohltätigkeit eines Bill Gates' ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
 

Mitglieder

Who Has Visited

Statistik des Forums

Themen
54,364
Beiträge
837,364
Mitglieder
66,933
Neuestes Mitglied
arensmeier.marcel@googlem
Oben Unten